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Herzog Heinrich I. gewährt den hospites des Sandstiftes in den genannten Dörfern und auf allen anderen Gütern, die das Stift auszusetzen wünscht, deutsches Recht mit sehr weitgehenden Freiheiten, besonders auf dem Gebiet der Gerichtsbarkeit.


Kop. Breslau St.A. Rep. 135 D 17 (ältestes Kopialbuch des Sandstiftes, 143-5), fol. 56'-57 (B); ebenda Rep. 135 D 18 (Rep. Heliae, Anfang des 16. Jahrhunderts), p. 116 (Cl) und 527 f. (C2).
Tzschoppe-Stenzel, S. 279 Nr. 5; Adler, Älteste Geschichte der am Fuße des Zobtenberges liegenden Dörfer des Augustiner-Chorherren-Stiftes auf dem Sande zu Breslau S. 25; Haeusler Nr. 32; Mal. 3, Nr. 253. - SR 234.
Daß diese Urkunde, die seit jeher in der siedlungs- und rechtsgeschichtlichen Literatur große Beachtung fand, eine Fälschung etwa aus der Mitte des 13. Jahrhunderts ist. wurde bisher nicht richtig erkannt. Von Tzschoppe-Stenzel als einer der ältesten Belege für das Auftreten deutschen Rechtes in Schlesien erstmals veröffentlicht, von Grünhagen in den Regesten nicht angezweifelt, wurde sie von Kötzschke in die "Quellen zur Geschichte der ostdeutschen Kolonisation", 2. Aufl. S. 84 aufgenommen und von Maleczyñski als echt behandelt. Nur Schilling S. 547 Anm. 380 äußerte vorsichtig formulierte Bedenken. Im Grunde folgt die Forschung bis heute der Auffassung der Sandstiftschronik des 15. Jahrhunderts, die zunächst den Inhalt von Nr. 354 ausführlich wiedergibt und daran einen kurzen Hinweis auf Nr. 211 anschließt (Script. rer. Sil. 2, S. 169). Und doch ist es offensichtlich, daß der Text unter ausgiebiger Verwendung von Nr. 211 (Petitsatz) hergestellt wurde, um die Verleihung des deutschen Rechtes auf die hier genannten und darüber hinaus auf alle anderen künftig auszusetzenden Stiftsdörfer auszudehnen und die Rechtsstellung der damit bewidmeten Güter möglichst günstig zu gestalten. Dabei wurde in die Reihe der Lasten des polnischen Rechtes die Preseka, die Verpflichtung zur Instandhaltung des Grenzverhaues, aufgenommen, was mit der Lage der Dörfer zusammenhängen mag. Weggelassen wurde dagegen die Befreiung vom Peterspfennig (swetopetre). Im übrigen halten sich die Sätze über die Dienstfreiheit und über die Verpflichtung zu Burgenbau und Heeresdienst an die Vorlage, während die Regelung der Gerichtsbarkeitsverhältnisse aufs stärkste umgestaltet wurde. Der Herzog oder sein Richter soll die schweren Fälle nach deutschem Recht richten; bei Streitigkeiten zwischen den Bewohnern der Stiftsdörfer und Hintersassen anderer Herrschaften soll jeder nach seinem Recht gerichtet werden. Nicht der Schulze, sondern der Abt mit seinen Schulzen erscheint als Träger der niederen Gerichtsbarkeit. Insbesondere sollen die Bewohner nicht Buße leisten für Erschlagene, die in ihrem Gebiet gefunden wurden, wie es das altpolnische Recht forderte. Der Abt erhält ein Drittel der Gerichtsbußen von allen Fällen, die vor dem Herzog oder dessen Richter entschieden wurden. Kein herzoglicher Vogt soll sich in den Dörfern irgendein Recht anmaßen. Die letztere Einschaltung zeigt deutlich, daß die Interpolation etwa um die Mitte des 13. Jahrhunderts anzusetzen ist. - Da die Aufnahme der Preseka und das Weglassen des Swetopetre sowie einige Wendungen, nämlich die Worte "ville alterius dominii" und "in cuius castellatura fuit" mit der Urkunde Herzog Heinrichs I. für das Dorf des Vinzenzstiftes Polsnitz vom Jahre 1228 (Nr. 293) übereinstimmen, ist anzunehmen, daß eine verlorene echte Verbriefung für eines der genannten Sandstiftsdörfer existierte, die sowohl vom Mundator der Nr. 293 als auch von unserem Fälscher als Vorlage benutzt wurde.


In nomine patris et filii et spiritus sancti amen. Notum sit omnibus, quod nos Henricus dei gracia dux Slezie ad peticionem Witoslai abbatis sancte Marie in Wratislauia et fratrum eius concessimus ius Theutonicale hospitibus eorum manentibus in Cridlina in tribus villis, in Budischou, in Tinzia, in Olesniz, in Sobota, in Wiri in duabus villis, in Siuridou, in parva villa sub Gorka et in omnibus aliis villis eorum, si quas eodem iure locare voluerint, ut sint inmunes ab angariis, que fieri solent Polonis secundum consuetudinem terre, que vulgo dici solent pouoz, preuod, zlad, preseca et a solucionibus, que solent exigi, sicut est stroza, poduoroue et hiis similia, eo tamen pacto interveniente, ut de quolibet manso, qui solvit abbati, percipiamus duas mensuras, unam tritici et aliam avene. Ad castrum edificandum pro magna necessitate iuvabunt. Ad expedicionem ibunt sicut alii Theutonici. Graves causas nos iudicabimus scilicet capitales, ut sunt homicidium et plage gladiorum et cultellorum, que mortem minari videbuntur, per nos vel per alium iudicem nostrum, iure tamen Theutunicali. Ceterum vero si inter hominem predictarum villarum et inter hominem ville alterius dominu gravis cause altricacio fuerit, coram nobis vel coram castellano, in cuius castellatura fuerint, litigare debebunt. Quemlibet vero eorum suo iure uti volumus coram eodem. Alias omnes causas iudicabit abbas cum suis scultetis satisfaciens conquerentibus. In predictis eciam villis caput non solvent eo more, quo Poloni solvere consueverunt, nee condempnabuntur in capite interfecti vel occisi, quod fuerit inventum in terminis eorum, nisi hoc ipsum per aliquem eorum fuerit perpetratum, qui nostro iudicio, ut supra diximus, aut evadet aut succumbet ceteris a pena alienis. Dominus autem abbas de omnibus causis supradictis, que coram nobis vel alio quocumque nostro iudice fuerint iudicate, terciam partem recipere debebit. Volumus eciam, ut nullus advocatorum nostrorum in villis iamdictis aliquod ius nomine nostro sibi usurpare presumat. Ne quis vero posterorum nostrorum hanc nostre constitucionis libertatem infringere audeat, presenti pagine sigilli nostri munimen appendimua. Actum anno domini M°CC°XX primo.

Schlesisches Urkundenbuch, Herausgegeben von der Historischen Kommission für Schlesien, Zweiter Band: 1. Lieferung 971 - 1216, 1963; 2. Lieferung 1217 - 1230, 1968; 3. Lieferung Fälschungen und Register, 1971; Bearbeitet von Heinrich Appelt, Verlag Hermann Böhlaus Nachf., Wien-Köln-Graz


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